German Cup 2005

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Der German Cup

  • Hier findet man alles was der DHV zum Thema German Cup veröffentlicht: Link
  • Die Ausschreibung definiert den Zweck des Wettbewerbs folgendermassen:

Die Breitensportwettbewerbsserie German-Cup hat die sportliche Förderung von Piloten
der Serienklasse zur Zielsetzung. Die German-Cup Piloten sollen systematisch an das
Leistungsniveau der Liga herangeführt werden. Die besten 5 Piloten der Gesamtwertung
German-Cup qualifizieren sich für die Liga im Folgejahr.

Das Gerangel um den G-Cup 2005

Hierzu ist eigentlich schon genug geschrieben worden. Kurz gesagt sind fast alle Teilnehmer des Cups
Unzufrieden mit mehreren Punkten der Organisation. Eine sehr gute Zusammenfassung findet man im
Schlechtflieger-Magazin  Ausgabe Juli '05. Viel ausführlicher ist der dazugehörige Thread im DHV-Forum,
wo ich mich mehrfach zur Thematik geäussert habe, auch mit konkreten Verbesserungsvorschlägen.

Der 1. Durchgang

Der erste Durchgang des German-Cup 2005 fand am Wallberg statt.
Einer der Teilnehmer, Till Gottbrath hat einen tollen Bericht darüber auf der DHV-Homepage veröffentlicht.
Anstatt einen eigenen Bericht zu schreiben, verweise ich einfach auf diesen. Hier nur eine Kopie davon,
falls der Bericht beim DHV mal irgendwann verschwinden solle:

German-Cup 2005 – Wallberg 17.-19. Juni 2006
Einsteiger-tauglicher Wettkampf

Wer reine Ergebnisberichterstattung erwartet, sollte lieber gleich umblättern. Wer aber erfahren will, wie sich ein Wettkampf-Einsteiger bei einem Nachwuchswettbewerb so fühlt, sollte unbedingt weiterlesen. Till Gottbrath erzählt.

Nein, ich mag keine Wettbewerbe. Ich bin nämlich der Ansicht, dass das potenziell gefährlich ist: „Rudelfliegen“ – egal ob à la Kössen, Andelsbuch oder Air Started Race – nervt mich. Außerdem verführt der Herdentrieb dazu, vielleicht schnelle, sicher aber auch gefährlichere Linie fliegen. Nicht zuletzt lässt man sich auch dazu verleiten, in der Leethermik herumzueiern, was man beim freien Fliegen soweit es irgendwie geht vermeiden würde. Nein, Wettbewerbe mag ich nicht. Eigentlich…

Aber am Tag vor dem German-Cup am Wallberg telefonierte ich mit Thomas Ide, der zur Zeit im Online Contest eine wirklich gute Figur abgibt. Thomson erzählte begeistert von German-Cup 2004: „Till, flieg doch mit! Das war absolut super letztes Jahr. Ich habe extrem viel gelernt, und es hat saumäßig Spaß gemacht. Außerdem ist der Wetterbericht gut, und zum Fliegen gehst du doch sowieso, oder?“ Zumindest mit letzterem hatte er Recht.

Dennoch zweifelte ich… OK, ich fliege seit 19 Jahren Gleitschirm, hänge Zurzeit unter einem Nova Mamboo mit DHV Klasse 1-2 und habe mir beim Fliegen noch nie wehgetan. Das soll auch so bleiben. Ich bin eher ein Schisser und ein Sicherheits-Freak! Außerdem hatte ich, das muss ich zugeben, auch ein bisschen Angst, mich zu blamieren. Während ich Thomson die Sicherheitsargumente lieferte, die gegen meine Teilnahme sprachen, lief vor meinem geistigen Auge ein Film ab: Alle im Ziel, nur der Till nicht – er steht einsam und verloren abgesoffen auf einer Wiese weit vom Ziel entfernt… Wie peinlich! Aber irgendwie überzeugte mich Thomson dann doch: „Spaß + Lernen“ – diese Formel klang gut. Und Lernpotenzial gab es auf alle Fälle jede Menge, denn in den letzten zwei Monaten stand ich bei meinen Streckenflügen ziemlich oft ziemlich früh wieder am Boden.

Mit gemischten Gefühlen machte ich mich am Freitag früh auf den Weg zum Wallberg. Der Himmel verhangen, die Wolken ein einziger grauer Brei, bleierne Schwüle – das Wetter lag ziemlich neben dem Prognose (oder umgekehrt?). Ohne B-Cup würde ich mich im Bett nochmals umdrehen, dann würden wir gemütlich Frühstücken und danach … schaumerma.

Und es geht doch!

Stattdessen stehe ich mit gut 40 anderen Piloten und einer handvoll Pilotinnen vor dem Cafe am Wallberg, wo uns Harry Buntz als Wettkampfleiter und Olly Rössel als „Coach“ empfangen. Wir tragen uns in die Startliste ein, die Nachzügler bezahlen ihre 20 Euro Meldegebühr pro Kopf, und einer nach dem anderen stöpselt sein GPS in Harrys PC und lädt sich die Wegepunkte runter.

Der Himmel ist zwar noch immer grau und breiig, aber Harry und Olly meinen, es würde für einen kleinen Task durchaus genügen. Sie müssen es wissen. Auf der Terrasse der Wallbergbahn erfahren wir dann die Aufgabe: Startplatz – Brecherspitze – Wallbergmoosalm – Bodenschneid – Wallbergmoosalm – Schloss Ringberg – Landeplatz. Das macht gut 17 Kilometer, das Ganze bei mittlerem Nordwestwind und einer Basis, die das Gipfelkreuz des Wallbergs zu berühren scheint. Um ehrlich zu sein: Alleine käme ich nie auf die Idee auf Strecke zu gehen, geschweige den Rückweg von der Bodenschneid zum Wallberg gegen den Wind zu wagen.

In der Luft staune ich wie diszipliniert es zugeht. Zwar kreisen viele Schirme in der Gegend herum und aufgrund der niedrigen Basis ist nur wenig Platz zwischen Wallberg-Gipfel und Wolken, dennoch mache ich mir nicht in die Hose. Es geht viel gesitteter zu als in Kössen oder Andelsbuch, wo ich mich manchmal fühle wie der Keiler bei der Treibjagd. Irgendwann beginnt der Run nach Osten, ab zur Bodenschneid. Vorneweg die Cracks, hinterher wir Normalflieger. Zwar reicht die Abflughöhe nicht aus, um über dem Grat anzukommen, aber man kann problemlos aufsoaren.

Die Brecherspitze erweist sich hingegen als Klippe, weil man idealer Weise mit soviel Höhe hinfliegen muss, dass man wieder zum Grat im Nordwesten des Gipfels zurückkommt. Das gelingt nicht jedem. Neuhaus erlebt die ersten Außenlandungen. Ich lande zwar nicht, bin aber zu blöd, nahe genug an den Wegepunkt heranzufliegen und verbaue mir schon jetzt eine gute Wertung. Ab diesem Augenblick reihe ich einen taktischen Fehler an den anderen, nur weiß ich in diesem Augenblick nicht, welche das sind. Das führt mir am nächsten Morgen Olly Rössel beim Debriefing ziemlich klar vor Augen…

Das Know-How der Cracks

An dieser Stelle will ich eine Lanze für Olly brechen: Er erklärt beim Debriefing auf eine Art und Weise, bei der man seine Fehler wirklich gut erkennen kann, ohne dass man sich dabei als fliegerischer Volltrottel fühlt. Und seine wahrhaftig riesige Erfahrung kommt niemals als Arroganz rüber, sondern als das, was sie ist: Erfahrung. Auch Harry ist für jede Frage offen und beantwortet sie mit ebenso großer Kompetenz wie Geduld.

Nach dem ersten Task liegen bekannte Namen vorn, Rüdiger Gördes oder Remo Kutz zum Beispiel. Dazwischen tauchen aber auch Newcomer wie z.B. Uli Prinz. Dank meiner Fehler finde ich mich zwar im hinteren Dreiviertel des Feldes, aber es stört mich nicht die Bohne, denn ich habe sehr viel gelernt.

Der Samstag zeigt sich als „echter Wettkampftag“ – ohne Task aufgrund des Wetters. Ein großer Teil der Pilotenschaft geht zu Fuß auf den Wallberg. Die Wallbergbahnen sind – anders als so manch andere Bergbahn in Oberbayern – freundlich genug, die Schirme kostenlos hinauf zu transportieren. Der Abend belohnt uns dann mit herrlichem Soaring bis weit nach 20 Uhr. Rundum Grinsende Gesichter am Landeplatz.

Der Sonntag bringt dann jenes Wetter, das man uns schon für Freitag versprochen hatte: Flugwetter. Aber anspruchsvolles Flugwetter. Bei leichtem Ostwind heißt der Task: Wallberg – Seeberg (bei Bayrischzell) – Wallbergmoosalm – Bodenschneid – Wallbergmoosalm – Bodenschneid – Wallbergmoosalm – Schloss Ringberg – Landeplatz; insgesamt ca. 57 Kilometer. Sauber.

Ich nehme mir vor, nicht mir die gleichen Fehler wie am Freitag zu machen: Grate nicht zu direkt anfliegen, sondern lieber im Bogen von außen – besser nach den Wolken schauen – die Bärte mit mehr Geduld aufdrehen – mehr auf den Wind auf den Seen achten und vor allem: wirklich bis an die Bojen heran fliegen und nicht nur nach dem Motto „ja, das passt schon“…

Aber schon bei der ersten Querung hinüber zu Bodenschneid fehlt es an Geduld – ich komme gegen Ostwind zu tief an und werde von einer Art „Lee-Tsunami“ nach unten gespült. Ich wusste gar nicht, dass Varios so tiefe Töne von sich geben können. Schnell herumgedreht, keine weitere Höhe versemmeln und zurück zum Wallberg. Hinter mir ein ganzer Pulk von Schirmen, denen es keinen Deut besser gegangen ist als mir. Sehr beruhigend. Am Wallberg-Osthang finde ich nach ein wenig Gekrebse einen wirklich schönen Bart, den ich bis hinauf zur Basis ausdrehe. Es sollte an diesem Tag, der mit jeder Minute bockiger wurde, der einzige Bart dieser Art für mich bleiben…

Zweiter Versuch: dieses Mal klappt’s. Zwar knapp, aber es reicht, um sich an der Bodenschneid auf der Ostseite wieder nach oben zu kämpfen. Andere Piloten haben weniger Glück. Beim Debriefing erfahre ich, dass es Leute gab, die dieses Manöver insgesamt vier Mal durchführten… Hochachtung, diese Nerven hätte ich wohl nicht gehabt.

Munteres Schirmchen-Versenken

Weiter zur Brecherspitze. Während der Führungspulk schon lange weg ist, gehöre ich zu einer Gruppe von fünf Schirmen, die gemeinsam versuchen, die Höhe für den Sprung über den Spitzingsattel aufzubauen. Es gelingt uns nur zäh, aber es gelingt. Über dem Jägerkamp finden wir alle Anschluss und weiter geht es Richtung Seeberg. Einige Piloten fliegen einen Bogen nach Süden, um über der Aiplspitze Höhe zu machen, ich fliege direkter und komme ohne Probleme hin. Oli macht mir später bewusst, dass ich damit ganz schön Glück hatte. Eigentlich hätte die Höhe bei dem Ostwind nicht ausreichen dürfen. Nur war der Ostwind zumindest hier gar nicht mehr da. Warum? Niemand hat eine plausible Erklärung.

Eigentlich hatten Harry und Olly beim Task-Setting auf den Ostwind vertraut, dass möglichst viele von Para-Greenhorns wieder zurück zum Wallberg kommen. So nach dem Motto: Wenn sie es bin hin schaffen, dann schaffen sie es auch zurück. Doch der Wind war gegen uns. Zwischen Bayrischzell und Neuhaus gab es ein munteres Schirmchen-Versenken. Kaum einer der Nachzügler schaffte es (vielleicht auch gar keiner; ich weiß es nicht).

An der Spitze gab es derweil einen harten Kampf: Rüdiger Gördes, Uli Prinz und Axel Baudendistel fighteten um jeden Meter. Schließlich gewann Rüdiger mit ziemlich knappem Vorsprung. Immerhin 3 Piloten schafften den Task, was auch Oli angesichts der herrschenden Verhältnisse echten Respekt abzollte.

Beim Debriefing und bei der Siegerehrung sah man dann nur lachende Gesichter. Der Beste hatte am Ende verdient gewonnen und die anderen waren ganz offensichtlich zufrieden mit sich und der Welt. Auch ich. Thomson hatte wirklich recht behalten: Ich habe extrem viel gelernt, soviel wie zuvor allenfalls beim Sicherheitstraining. Ja sogar das Wettkampffliegen hat mir Spaß gemacht. Mit Ruhm habe ich mich zwar nicht bekleckert, aber blamiert habe ich mich auch nicht. Und vor allem: Es hat saumäßig Spaß gemacht!

Lob und Dank an daher Olly Rössel und Harry Buntz für ihre gute Arbeit! Danke auch an Nova und Charly als Hauptsponsoren, sowie auch an den Tegernseer Gleitschirm Club für die Gastfreundschaft und an den DGCTT und Renschler für das gemeinsame Stiften des Hauptpreises, ein Sol 17. Und nicht zuletzt Danke an die anderen Piloten für einen Wettkampf, bei dem der gemeinsame Spaß am Fliegen wichtiger war als die Platzierung (zumindest weiter hinter im Feld). Mal sehen, ob Thomson mich wieder überreden muss, zum Wank oder zum Nebelhorn zu kommen…

Tipps für German-Cup Einsteiger

– Wenn du grundsätzlich Interesse am German-Cup hast: Mach einfach mit. Keine Angst haben.
– Stelle viele Fragen. Die erfahreneren Piloten und vor allem Olly Rössel beantworten sie gerne.
– Am Anfang sollte dir die Platzierung und die Flugzeit egal sein. Versuche lieber, den Task überhaupt zu schaffen.
– Habe keine Bedenken, einen „niedrigklassigen“ (DHV 1, 1-2 oder 2) zu fliegen. Auch diese Schirme gehen gut genug, um mitzumachen.
– Du musst nicht unbedingt viel Dokumentationserfahrung mit dem GPS haben, aber empfehlenswert ist es allemal.
 

Bilder  (more to follow)


    Siegerehrung ( Dank an Verena)